Ein Projekt mit vielen Herausforderungen
Vorab: Der Bau einer Nil-Feluke aus Holz dauerte viel länger, als meine Freunde in Ägypten und ich erwartet hatten. Kurzum – der Zeitplan war viel zu ehrgeizig und unbedarft. Es war eine Bauzeit von 6 Monaten geplant. Auch die vorab veranschlagten Kosten konnten nicht gehalten werden – wir lernten alle dazu.
Exkursionen zu alten Booten brachten Klarheit
Ala´adin, der Käptain der Horus, engagierte Nabil als unseren Bootsbauer. Nur hatte Nabil seit 20 Jahren kein Holzboot mehr gebaut. Viele Probleme entstanden im Detail: Wie werden Kielbalken und Spanten verbunden? Dieser Spanten, liegt der nicht viel zu tief? Ala´adin schlief längst nicht mehr gut, also zogen Ala´adin und Nabil ihre Väter zu Rate, die von nun an das Projekt begleiteten. Ohne die Erfahrung der Alten ging nichts mehr voran. Exkursionen zu auseinandergebrochenen, alten Booten brachten letzte Klarheit.
Es fing mit dem mühsam erworbenen Kielbalken an. In Ägypten gibt es, bedingt durch die Wüstenlage nur wenig geeignetes Holz. Der erworbene Hartholz-Stamm für den Kiel, hatte eine Länge von 9,5 Metern. Geplant war eine Feluke mit einer Länge von 8 Metern. Die Väter weigerten sich, den Balken zu kürzen; dafür ist ein solcher Stamm viel zu wertvoll. Das Boot wurde länger, es wuchs dadurch auch in die Breite, mehr Material musste her. Die Holzpreise stiegen und fielen wieder, die nötige Qualität musste verfügbar sein.
Der Kielbalken wurde mit einfachsten Werkzeugen bearbeitet.
Die Feluke Horus – ein Familienprojekt
Das Holz arbeitet, das Holz muss gewässert werden und wieder trocknen, es braucht mehrere Farbaufstriche, und auch die müssen trocknen. Durch die Größe der Feluke musste auch ein stattlicher Mast angebracht werden. Wie schon beim Kielbalken, musste ein passender Mast gefunden werden. Inzwischen hat die Horus einen neuen Mast; der erste Mast ist in einem Sturm gebrochen und passte noch nicht optimal zum Rumpf der Feluke.
In der Bildergalerie wird deutlich, unter welch archaischen Bedingungen die Feluke entstanden ist: die einzige Maschine, die zum Einsatz kam, war eine, für uns Westeuropäer alte, Bandsäge.
Alle arbeiteten mit, Bruder Mohammed nähte die Segel mit der Hand, Frau und Kinder umwickelten die Eisenteile und tauchten die Holzklötze für die Seilwinde in Öl, der andere Bruder sorgte für den Grundanstrich. Das Projekt lief durch Höhen und Tiefen, manches Mal dachten alle: „Wenn wir das gewusst hätten …“
Das Segel wurde am Nilstrand zugeschnitten und später per Handarbeit zusammen genäht.
Horus wird zu Wasser gelassen
Die Familien auf der Nil-Insel Elephantine kannten nur noch ein Thema, die Kinder malten Bilder der ‚Horus‘ und hängten sie an allen Wänden auf.
Nach einem Jahr Bauzeit war die Feluke Horus fertig!
Nun stand noch der Transport von der Werft in der Wüste zum Nil mit dem LKW und allem, was dazu gehört, an. Das fast 10 Meter lange Boot wurde an einer Nil-Brücke zu Wasser gelassen. Horus schmückt nun als wahrscheinlich einzige traditionelle Holz-Feluke den Nil.
Ungefähr € 10.000,00 stecken im Projekt Horus. Über € 7.000,00 habe ich eine Kostenaufstellung: so und so viel für das Material, für den Lohn des Bootsbauers etc. Der Rest wurde für alles Mögliche verwendet. Die ersten Touren haben stattgefunden. Mein Boot schmückt jetzt den großen Fluss. Schauen wir also, was uns das Leben und der Nil zu bieten haben.